Ich kann mich weigern, so viel ich will,
gewisse Gewohnheiten werden eben nicht einfach über Nacht verändert. Auch über Jahre nicht.
Wenn die Umsetzung der Vorsätze vom ersten Januar so langsam an Freude und Motivation verliert und das gesetzte Ziel
zu verblassen beginnt – zack – spriessen die Krokusse und die Tulpen ziehen gemeinsam mit den Osterhasen und Schokoladeneiern in den Supermärkten ein. In allen Farben leuchten sie und künden den Frühling, was für mich schon so gut wie Sommer bedeutet, an.
Obwohl ich aus Hotpants und engen Minikleidern herausgewachsen bin, das nicht nur in der Höhe, möchte ich doch fit und schlank in den Sommer und in die dazu passenden Klamotten starten. Nur beisst sich das Thema Bikinifigur mit Schokolade!
So lasse ich mich jedes Jahr wieder mitreissen, verzichte auf Süsses oder lege eine Extrarunde Sport ein. Warum bloss? Just in dem Moment, in dem sich erste Erfolge des harten Wintertrainings bemerkbar machen und die Weihnachtsleckereien abtrainiert sind, sind schon wieder Feiertage.
Obwohl ich mit meiner „Traumfigur Behandlung“ auch gegen lästige Fettpolster meiner Kundinnen angehe, verpasse ich immer im Frühling mit allen für mein Angebot mit zu werben. – Weil’s mir Wurscht ist, denn wer schlank sein will, sollte das nicht nur im Sommer, sondern immer und für sich wollen. Und im April noch husch für den Sommer mit Abspecken beginnen zu wollen, ist auf lange Sicht nicht clever.
Mit der Blütenpracht treffen auch die Vögel wieder ein, die Tage werden, meteorologisch gesehen, wieder länger und die Laune aller steigt. So sehr der Frühling auch für den Neuanfang steht, glaube ich auch, er will uns in Zufriedenheit lehren. Die kleinen Dinge wie Vogelgezwitscher und rosarote Sonnenaufgänge lassen uns unliebsame Dellen und Polster vergessen. So vielseitig und bunt wie die Natur ist, so vielseitig sollten auch wir Menschen sein.
Kolumne Winterthurer Zeitung 4.4.2018